Mit Stollenschuhen auf diplomatischer Mission

Es ist ein lauer Juni-Abend in Moskau. 22 Spieler stehen sich in den Trikots der deutschen und der russischen Nationalmannschaft gegenüber. Die Spannung bei den Zuschauern ist groß. Ist es das vorgezogene WM-Finale? Nein, in den Trikots stecken keine Profi-Fußballer. Es sind Abgeordnete der nationalen Parlamente. Darunter auch der Bundestagsabgeordnete Michael Kießling aus dem Wahlkreis Starnberg/Landsberg am Lech. Er trägt die Nummer zwei, Innenverteidiger.

Aus dem Bundestag war eine Delegation nach Moskau gereist, um gegen ihre russischen Kollegen bei einem Fußballspiel anzutreten – und um trotz des schwierigen Verhältnisses der beiden Länder im Gespräch zu bleiben. Bei aller Freundlichkeit fand der deutsche Delegationsleiter, Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann, dann auch kritische Worte bei der Diskussion mit den russischen Abgeordneten.

„Bei den Gesprächen wurden die unterschiedlichen Standpunkte schon sehr deutlich – egal ob beim Thema Krim, Syrien oder Pressefreiheit. Aber dass man überhaupt miteinander spricht, hat einen Wert an sich“, hob Kießling in seinem Resümee hervor. Sportlich war diese Reise nicht so erfolgreich, man verlor 5:3 gegen den Gastgeber. „Ich hoffe, dass es unsere richtige Nationalmannschaft in Russland besser macht als wir. Ich drücke den Jungs jedenfalls die nächsten Wochen die Daumen“, so der Bundestagsabgeordnete.

In den offiziellen Trikots der Deutschen Fußballnationalmannschaft bestreitet der FC Bundestag bis zu 20 Fußballspiele pro Jahr. Die Mannschaft ist interfraktionell besetzt. Fußballbegeisterung, Fairness und Kameradschaft stehen ganz obenan. Genauso wie soziales Engagement. Oft erspielt der FC Bundestag Gelder für den guten Zweck.